Dein Street Photography Guide für Berlin
Wer eine wirklich tolle Jagd machen möchte, der begibt sich auf eine Street Photography-Tour in Berlin. Diese Stadt ist wohl die bunteste und vitalste Metropole in Europa. Ehemals geteilt, ist die Stadt nun wieder zusammengewachsen und aus der Teilung haben sich neue Möglichkeiten und ein reges Kulturleben entwickelt.
An jeder Ecke stolpert man über die Geschichte des 20. Jahrhunderts, sei es der Nationalsozialismus, die Ost- Westteilung und der Kalte Krieg, oder aber auch die sich seit 1989 entwickelnde Metropole mit all ihren Gedenkstätten und der vitalen “Creative Industry”.
Street Photography in Berlin: Spannende Orte
Holocaust Memorial
Das Holocaust Memorial vom Architekten Peter Eisenman liegt direkt im Grenzstreifen der ehemaligen Berliner Mauer in Berlin-Mitte. Es besteht aus einer großen Ansammlung von Betonstelen, die rasterförmig positioniert sind und ein Netz ergeben, durch das man durchwandern kann. Es ist sozusagen eine begehbare Skulptur mit vielen, ganz engen, Gassen. Die rechteckigen Stelen haben unterschiedliche Höhen. Es ergeben sich so spannungsreiche Räume und interessante Fotomotive, da viele Besucher durch dieses Netz wandern und man plötzlich und unerwartet auf jemanden treffen kann.
Licht und Schatten sind sehr ausgeprägt, die schmalen Gassen sind gerade so breit, dass man mit dem Körper durchkommt. Am Rand des Memorials werden die Stelen niedriger und teilweise sitzen die Besucher auf den Betonplatten. Ein räumlich eindrückliches Erlebnis.
James Simon Gallery
Erst vor kurzem eröffnet und schon eines der absoluten architektonischen und Street Photography Highlights der Stadt. Hier ist besonders die Front zur Spree hin interessant, die bei Sonnenschein fantastische Spiegelungen und Licht/Schattenspiele bietet. Aber auch die Treppen und der Aufzug, das Cafe und der Eingang des Museums bieten fantastische Spots für tolle Streetfotografie. Hier sieht man auch immer mehr “Influencer” ihre Shots machen, somit kommt man sich am Wochenende oft mit anderen Fotografen ins Gehege. Mein Tipp hier ist also: Unbedingt unter der Woche herkommen!
Frankfurter Tor
Das Frankfurter Tor befindet sich an der Frankfurter Allee/ Karl Marx-Allee, mitten im trubeligen jungen Kiez Friedrichshain, in dem ich 20 Jahre gelebt habe und mich sehr gut auskenne. Die Säulen unter den Türmen am Frankfurter Tor bieten auf beiden Seiten morgens und abends bei entsprechenden Orten wunderbare Möglichkeiten für minimalistische, ausdrucksstarke Streetfotografie.
Potsdamer Platz
Der Potsdamer Platz befindet sich ebenfalls in Berlin-Mitte und wurde nach der Wende neu errichtet. Er steht, wie das Holocaust Memorial, auf dem Feld der ehemaligen Berliner Maueranlage. Der Potsdamer Platz wurde als Platz des Kommerzes konzipiert. Zahlreiche neue Wolkenkratzer beziehungsweise höhere Gebäude haben einen Tentakel zum Platz hin. Der Platz selbst ist meist sehr belebt, Touristen, wie auch Einheimische tummeln sich dort.
Regierungsviertel
Zwischen Reichstag, Kanzleramt und Hauptbahnhof finden sich eine Menge Orte mit moderner, minimalistischer Architektur, die sich perfekt für ausdrucksstarke Streetphotos mit Berlin-Wiedererkennungseffekt nutzen lassen. Lass mich dir diese Orte im Rahmen eins Coachings von mir zeigen!
Teufelsberg
Der Teufelsberg ist ein wirklich interessantes Objekt in Berlin. Er liegt im ehemaligen Westberlin und wurde aus den Trümmern des 2. Weltkrieges gebaut. Obwohl nur Trümmer, ist er die höchste Erhebung der Stadt, weshalb die Alliierten während des Kalten Krieges eine Abhörstation auf dem Berg errichtet haben. Die Abhörstation konnte angeblich bis Moskau Gespräche abhören. Ob es wahr ist, weiß man nicht. Nach 1989 wurde die Station aufgelassen und die Ruinen der Anlage blieben zurück. Mehr und mehr zerfallen diese Ruinen. Jedoch beherbergen sie auch eine Menge Leben.
Ein professioneller Führer, der jede Woche am Sonntag mit Interessierten auf den Teufelsberg geht, erzählt, dass es jedes Mal anders aussehen würde. Der Grund sind große Graffitis, die an die Wände gemalt würden. In der Tat sind in den Ruinen bunte Malereien wie in einem großen Museum zu sehen. Die Graffitikunst, verbunden mit den großen Hallen, ist sehenswert und wandelt sich ständig. Immer wieder wird übermalt. Man sollte jedoch nicht in der Nacht dorthin wandern, denn man muss durch einen Wald auf den Berg gehen, und es wäre doch ein wenig unheimlich. Es sei denn, man möchte eben doch die Graffitikünstler bei der Arbeit ablichten. Heimlich natürlich.
Der Teufelsberg ist einer der spannendsten Orte von Berlin. David Lynch hatte das Grundstück gekauft und wollte auf dem Berg eine Friedensuniversität bauen. Er ist aber gescheitert. Dann wollten Investoren dort bauen, sind aber ebenfalls gescheitert. Nun verfallen die Ruinen vor sich hin und warten was kommen mag.
Prinzessinnengarten
Der Prinzessinnengarten liegt in Kreuzberg direkt beim Aufbauhaus an der U-Bahn-Station Moritzplatz. Der Garten ist eines der ersten Projekte für “Urban Gardening” in Berlin, oder überhaupt. Die Anlage ist auf einer Brachfläche untergebracht und besteht aus vielen Beeten, Hochbeeten, einer kleinen Bar und einem kleinen Wäldchen, in dem man sitzen kann. Es ist auch möglich, Pflanzen zu kaufen. Die angebotenen Köstlichkeiten sind sehr gut. Das Ambiente ist provisorisch und hat eine eigene Poesie. Man kann sich dort gemütlich von seiner Jagd erholen, gleichzeitig aber auch schon wieder auf die Jagd gehen!
Das Publikum ist alternativ bis touristisch. Der Ort ist sehr gut geeignet für Street Photography mit alternativer Szene und Pflanzen.
Flughafen Tegel
Am Flughafen Tegel ist immer viel los. Er ist wie eine Wabe organisiert, man kann rundherum gehen und von diesem Rundgang aus geht es dann zu den Gates. Die Wege sind sehr kurz, weshalb viele Reisende in diesem Rundgang warten müssen und gute Motive abgeben. Der Flughafen ist schon alt und wartet nur auf die Eröffnung des neuen Flughafens Berlin Brandenburg, um dann in den Ruhestand gehen zu können. Trotzdem funktioniert er ausgezeichnet und ist vielen Reisenden sympathisch, da die Wege so kurz sind und die Organisation so klar. Und wer weiß, wann der neue Flughafen wirklich in Betrieb gehen wird? Keiner traut sich, eine realistische Prognose abzugeben.
Marzahn
Marzahn gehört dem ostdeutschen Plattenbau. Aber gerade deshalb ist es interessant, sich auch diesem Stadtteil zuzuwenden. Marzahn gehört zu Berlin, es gehört zur Geschichte der Stadt, und darf nicht einfach vergessen werden. Auch hier wohnen Menschen, wenngleich wir eine derartige Architektur nicht nochmals bauen würden. Die Urbanität ist gleich null. Wie trist die Siedlungen aber wirklich sind, dies gilt es zu entdecken. Die sozialen Räume, die Jugendlichen, und der Wohnbau sind wohl die Hauptmotive.
Kottbusser Tor
Das Kottbusser Tor ist eine oberirdische U-Bahnstation. Sie liegt in Kreuzberg und ist das Multi-Kulti-Zentrum der Stadt. Der Platz ist kreisförmig und Tag und Nacht belebt, besonders abends. Hier findet alles statt: Drogenhandel, kleine Marktstände sowie Gruppen von ausländischen Einheimischen treffen sich dort am Platz, aber auch die Berliner sind gerne in Kreuzberg unterwegs und benutzen dadurch diese U-Bahnstation. Der Platz ist zudem geprägt von jeder Art von fließendem Verkehr. Die Ästhetik dieses Platzes grenzt an nicht gestalteten Städtebau. Es ist ein buntes Sammelsurium von Gebäuden des 20. Jahrhunderts. Schön anzusehen ist es nicht. Es ist eher das Milieu des Platzes, welches für Street Photography interessant ist, die Personen und die Situationen, die man dort finden kann.
Brandenburger Tor
Das Brandenburger Tor ist das Wahrzeichen der Stadt. Viele Touristen und Straßenkünstler sind um das Brandenburger Tor zu finden. Die Stimmung ist sehr positiv. Mit der Kulisse des Tores oder der Allee, die von dort beginnt, hat man einen schönen Hintergrund. Es ist dort zudem recht sicher am Tag und in der Nacht. Immer wieder finden am Tor zudem Veranstaltungen statt, also größere Menschenmengen sind nicht auszuschließen, wenn man dort zufällig vorbeikommt. Das Brandenburger Tor stand gerade noch in Ostberlin. Exakt hinter dem Brandenburger Tor war die Grenze zu Westberlin. Man kann den Grenzverlauf noch sehen, weil die gesamte Grenze als Pflasterstein im Boden markiert ist. Grenze und Mauer sind dabei 2 unterschiedliche Dinge: die Grenze war eine einzige Linie, die Mauer war ein System an unterschiedlichen Grenzüberquerungshindernissen und meist so um die 30 Meter breit.
U-Bahnstation Friedrichstraße
Die Friedrichstraße liegt in Berlin-Mitte und zählt zu den wichtigsten Einkaufsstraßen. Zu ihr gehört die U-Bahnstation Friedrichstraße. Diese ist sowohl unterirdisch, als auch oberirdisch sehr interessant für Street Photography. Sehr starke Frequenz von sehr unterschiedlichen Menschen macht das Ambiente aus. Wie in einem Ameisenhaufen laufen hier die Menschen kreuz und quer.
Interessante Fotogalerien in Berlin
Galerie Camera Work
CAMERA WORK ist in Charlottenburg beheimatet und befindet sich in der Nähe von der C/O Berlin Foundation. Man kann also hier 2 Fotogalerien bequem zusammen besuchen. Camera Work hat sehr berühmte zeitgenössische Fotografen in ihrem Repertoire, darunter Michel Compte und Blaise Reutersward. Seit 1992 gibt es diese Galerie, welche sich ausschließlich der Fotokunst widmet. Adresse: Kantstraße 149, 10623 Berlin.
C/O Berlin Foundation
Die C/O Berlin Foundation ist eine der renommiertesten Fotografie – Ausstellungsorte in Berlin. Die Foundation befindet sich in Charlottenburg und wurde 2014 eröffnet. Es gibt immer wieder (kostenpflichtige) Ausstellungen von international anerkannten Fotografen wie Annie Leibovitz oder Peter Lindbergh. Adresse: Hardenbergstr. 22-24, 10623 Berlin.
CWC GALLERY – Die kleine Schwester von Camera Work. Adresse: Auguststraße 11–13, 10117 Berlin–Mitte.
Galerie 36
Diese Galerie ist in der Chausseestraße 36 beheimatet. Auf 400 Quadratmetern wird historische und zeitgenössische Fotografie gezeigt. Adresse: Chausseestraße 36, 10115 Berlin-Mitte.
Museum für Fotografie, Helmut Newton Stiftung
Das Museum für Fotografie und die Helmut Newton Stiftung haben alle Formen der Fotografie im Zeitraum vom 19. Jahrhundert bis zum 21. Jahrhundert in ihrem Repertoire. Das Museum existiert seit 2004 und ist ein großer Publikumsmagnet, wobei es eine Kunstbibliothek und die Helmut Newton Foundation beinhaltet. Auf 2000 Quadratmetern wird hier Helmut Newton alle Ehre erwiesen. Zudem gibt es noch eine Sammlung Fotografie mit 650 Quadratmetern Ausstellungsfläche, welche unterschiedliche Formen der Fotografie vom 19. Jahrhundert bis heute präsentiert. Adresse: Jebensstraße 2, 10623 Berlin.
Fotolabore in Berlin
Viertel vor 8: Fotofachlabor für Fotografen, modernes Unternehmen mit langjähriger professioneller Erfahrung. Klassische analoge, sowie digitale Bilddienstleistung. Adresse: Pappelallee 7/8, 10437 Berlin Prenzlauer Berg.
Labor Pixel Grain: Fotofachlabor für den professionellen Gebrauch und Amateure mit höheren Ansprüchen. Digitale, wie aber auch analoge Filmbearbeitung und Entwicklung. Adresse: Rosenstrasse 16/17, 10178 Berlin.
Fotogeschäfte und Kamerareparaturen in Berlin
Ein guter Ort für Kamera-Reparaturen: Rüdiger Maerz GmbH ist ein 1976 gegründetes Unternehmen. Sowohl digitale, als auch analoge Kamerareparaturen möglich. Adresse: Aroser Allee 60, 13407 Berlin.
Foto Meyer digital imaging GmbH: Fotofachgeschäft. Adresse: Welserstraße 1 , 10777 Berlin.
Calumet Photographic Berlin: Fotofachgeschäft. Adresse: Lützowstraße 37, 10785 Berlin.
FOTOIMPEX GmbH: Fotofachgeschäft. Adresse: Alte Schönhauser Str. 32B, 10119 Berlin.
(Street) Photography Workshops und Fotoschulen
Martin U Waltz, Alex Pfeiffer und Oliver Krumes sind wohl die bekanntesten Veranstalter von Street Photography Workshops in Berlin. Angeboten werden sowohl Einzelterminen, also 1:1 Intensivcoachings als auch Gruppenworkshops, die dann meist über 2 Tage gehen und am Wochenende stattfinden.
Klaus W. Eisenlohr: Klaus W. Eisenlohr ist Künstler und Fotograf. Er hat an der Kunstakademie studiert und bietet im Bereich Fotografie immer wieder empfehlenswerte Kurse an verschiedenen Institutionen, Hochschulen und der Volkshochschule an. Im Sommer gibt es zudem jedes Jahr einen einwöchigen Workshop, wo in Berlin mittels “Street Photography” auf die Pirsch gegangen wird. Man kann ihn aber auch einzeln buchen. Adresse: Osnabrücker Str. 25, D-10589 Berlin.
Berliner Fotoschulen wie die Ostkreuzschule, die neue Schule für Fotografie oder die F16 Fotoschule bieten auch ab und an Seminare und Kurse aus dem Bereich der Straßenfotografie an.
Meine Empfehlung für deinen Street Photography Workshop 2020 in Berlin (da ich derzeit nicht einsatzbereit bin) ist eindeutig Martin U Waltz -schau dir doch mal seine aktuellen Street Photography Workshop-Angebote an.
Update 2019:
Leider hat sich sowohl der Bahnhof Ostkreuz als auch der Durchgang zwischen der Mall of Berlin zum Negativen verändert. Bei beiden wurden auf die Glasscheiben mit großen Buchstaben verklebt, was “cleane” Fotos mit freigestellten Personen vor architektonisch reizvollen Hintergrund leider nicht mehr ermöglicht.
Andererseits hat sich mit dem neuen “Vergnügungsviertel rund um die Mercedes Benz Arena in Friedrichshain eine neue reizvolle Gegend für Street Photograph entwickelt. Hier fühlt es sich so gar nicht nach Berlin an, es ist eher ein Ort, der irgendwo in Asien sein könnte. Glasfassaden, Restaurants und so gar kein “Kiezfeeling” – eine reizvolle Abwechslung zum “alten Berlin”. Besonders, wenn es geregnet hat, kann man hier mit der Leuchtwerbung sehr schöne Spiegelungsbilder machen.
Ein paar Bilder aus 2019:
Update 2020: Corona! Leere Städte! Doch leider bin ich bislang noch recht uninspiriert. Ich hoffe das ändert sich noch, wenn sich im Sommer die Straßen wieder füllen.
Update 2021/2023: Die Straßen von Berlin füllen sich wieder. Ich biete wieder individuelle 1:1 Coachings an – schreib mir einfach eine Nachricht.
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